Neubau eines Wasserbehälters am Rothof

27.11.2019 – Stadtratssitzung mit Beschluss zum Hochbehälter Rothof

In der Sitzung wurde folgendes zur Lage des Hochbehälters beschlossen:

"Die Verwaltung überprüft die in der Veranstaltung vom 21.11.2019 gemachten Vorschläge zur Gestaltung des Hochbehälters (Drehung des Baukörpers um 90 Grad, Verzicht auf Einzäunung, Zufahrt zum Bauwerk auf historischer Wegtrasse) und bezieht in diese Prüfung den Naturschutzbeirat ein. Über das Ergebnis ist dem Stadtrat in einer Sitzung zu berichten."

Weitere Unterlagen finden Sie in den Sitzungsdokumenten auf dem Server der Stadtverwaltung.

21.11.2019 – Vortrag der Stadtwerke Bamberg und Diskussion im Gasthof Heerlein, Wildensorg

Der Einladung der Bürgerinitiative Rothof sind am 21.11.2019 neben dem Geschäftsführer der Stadtwerke, Herrn Dr. Fiedeldey, und seinen Mitarbeitern rund 40 Bürgerinnen und Bürger gefolgt, darunter sogar drei Stadträte und der OB-Kandidat Jonas Glüsenkamp. Herr Dr. Fiedeldey hat die Gelegenheit genutzt, nochmals zu erläutern, wie der Auftrag des Stadtrates zum Ausbau der Wasserversorgung für Wildensorg umgesetzt werden soll.

Alle gezeigten Unterlagen sind zusammen mit weiteren Informationen auf der Webseite der Stadtwerke zur Verfügung gestellt.

In der Veranstaltung wurde keine Möglichgkeit aufgezeigt, den von der Bürgerinitiative und vom Verein Bewahrt die Bergstadt kritisierten Standort nochmals zu revidieren. 

Es besteht jedoch die Hoffnung, dass z.B. durch Anordnung des Eingangs nach Süden (statt nach Osten) der Schotterweg zum Eingang nicht mitten durch das Feld, sondern am Rand des Abhangs geführt werden könnte und so der Eingriff in die Landschaft etwas weniger auffällig gestaltet werden könnte.

Der Schutz vor unbefugtem Zutritt könnte anstelle eines üblicherweise oft eingesetzten großzügig trassierten Drahtzaunes mit unauffälligeren Mitteln bewerkstelligt werden - bei gleichem Schutzniveau. Herr Gatz vom gleichnamigen Architekturbüro hat angeboten, entsprechende Kenntnisse und Erfahrungen aus ausgeführten Anlagen einzubringen.

Auch die Beauftragung eines Landschaftsplaners könnte die Abwertung des freien Feldes etwas abmildern.

Die anwesenden Stadträte (Fr. Friedrich, Hr. Weinsheimer und Hr. Kuntke) wurden gebeten, in dieser Richtung ihren Beschluss zum Hochbehälterbau zu überdenken und ggf. durch eine entsprechende Mandatierung der Stadtwerke für ein freundlicheres Bild im sensiblen Berggebiet zu sorgen.

Die Anwohner würden dies jedenfalls zu schätzen wissen.

2.7.2019: Aktueller Sachstand

Die Stadtwerke Bamberg haben einen Bauantrag gestellt, der zum Ziel hat, zwei bestehende sanierungsbedürftige Wasserbehälter am Michelsberger Wald durch einen Neubau mit größerem Inhalt zu ersetzen.

In der Sitzung des Bausenats am 3.7.2019 soll die Planung behandelt werden und eine Genehmigung des Gremiums erwirkt werden.

Die Sitzungsunterlagen können von der Webseite der Stadt herunter geladen werden.

Aus diesen wird nicht offensichtlich, ob und welche Alternativen geprüft wurden und welche Auswirkungen diese haben würden. Da als Begründung Öffentliches Interesse aufgeführt wird und keine Alternativen vorgelegt werden, bleibt dem Stadtrat hier nur die Ablehnung und Vertagung, bis eine für alle Seiten tragbare  Alternative vorgelegt werden kann.

In der Begründung des Bauantrages heißt es u.A.:

"Die Ablehnung der Errichtung des Hochbehälters mitsamt Leitungen würde zu einer nicht beabsichtigten Härte führen, da den Stadtwerken keine realisierbaren alternativen Standorte zur Verfügung stehen."

Welche Härten tatsächlich auftreten würden, ist nicht erläutert, so dass von den Stadträten auch keine Abwägung zwischen diesen und den landschaftlichen Folgen des Bauvorhabens vorgenommen werden kann.

Laut einem Pressebericht des Portals infranken.de vom 21.11.2018 soll der Neubau vorrangig dazu dienen, die Wasserversorgung in Wildensorg zu verbessern und dort auch Ersterschließungsmöglichkeiten für neue Baugebiete zu schaffen.

Position unseres Vereins

Die gesamte Einrichtung soll etwa ein halbes Fussballfeld auf der Wiese am Rothof umfassen und das umliegende Gelände an der höchsten Stelle um annähernd zehn Meter überragen.

Nach bestehendem Recht halten wir die Planung dort für nicht zulässig und lehnen diese deshalb in der angekündigten Form ab.

Wir sind der Auffassung, dass nach einer besseren und dem Charakter der Landschaft und der bestehenden Blickachsen entsprechenden Lösung gesucht werden muss.

Unser Schreiben an den Stadtrat

In einem Schreiben an den Bamberger Stadtrat bittet der Verein um eine Neubewertung der Erfordernis und listet die Kritikpunkte an der Planung aus unserer Sicht wie folgt auf:

Die Planung der Stadtwerke für das Wasserreservoir auf dem Rothof wird abgelehnt, da das geplante Bauwerk die zur Begründung angeführten Probleme nicht löst, sondern diese weiter verschärft, indem es die bisherige Entwicklungsstrategie nicht hinterfragt und Zusammenhänge außer Acht lässt.

Vor dem Hintergrund der sich auch in Bamberg verschärfenden Klimasituation müssen jedoch alle Aspekte in einem ganzheitlichen Zusammenhang gesehen werden, was bei oft vorherrschendem "Silo-Denken" gerne übersehen wird:

  1. Zunehmende Bebauung im Berggebiet stört die Grundwasserspeisung durch Regen.
  2. Sie verschärft die Probleme der Bodenstabilität für historische Bauwerke.
  3. Sie wirkt schädigend für den Baumbewuchs in den Kaltluftentstehungsgebiete.
  4. Das Bauwerk selbst versiegelt Boden an hochgelegener Stelle in erheblichem Umfang.
  5. Das Reservoir soll weitere Bebauung in höheren Lagen möglich machen und verschärft damit die o.g. Problematik.

Erläuterungen zu 1. Zunehmende Bebauung im Berggebiet stört die Grundwasserspeisung durch Regen

Im Berggebiet erfolgt seit einiger Zeit eine zunehmende Verdichtung der Bebauung. Die Gebäude werden immer größer und versiegeln immer mehr Grund. Die Folgen:

  1. Grundwasserströme werden durch die Bodenwannen und tiefen Fundamente gestört
  2. Die Versickerung von Regenwasser wird durch Bodenversiegelung verringert
  3. Versickerungsanlagen werden nicht ausreichen, die Regenmengen dem Untergrund vollständig zuzuführen, da in Zukunft aufgrund des Klimawandels verstärkt mit Starkregenereignissen und entsprechendem sofortigem oberflächlichem Abfluss gerechnet werden muss. Deutlich wird dies an der St. Getreustraße, wo eine Regenwasserführung, die heute noch oberflächlich verläuft, demnächst verrohrt werden soll. Das Wasser wird somit nicht mehr über die Oberfläche ins Grundwasser eingespeist.

Die sinkenden Grundwasserstände werden nicht mehr aufgefüllt. Ein Teil des Problems ist hausgemacht, ein anderer klimabedingt. Beide verschärfen sich gegenseitig.

Erläuterung zu 2. Zunehmende Bebauung verschärft die Probleme der Bodenstabilität für historische Bauwerke

Die Klimaentwicklung hat in den letzten Jahren ein Absinken des Grundwasser¬spiegels und der Bodenfeuchtigkeit bewirkt. An der Oberfläche führt dies im Berggebiet zunächst oberflächlich zum Austrocknen und Schwinden der Letten- und Keuperschichten. Erkennbar ist dies im Sommer an massiver Rissbildung im Boden. Die Risse reichen inzwischen metertief.

Dadurch ergeben sich Bodeninstabilitäten und Verschiebungen des Untergrundes. Im Bereich Michaelsberg sind davon auch viele historische Bauwerke betroffen. Das Austrocknen des Untergrundes führt zu Veränderungen des statischen Gefüges und gefährdet die Bauwerke.

Leider werden diese Erscheinungen nur punktuell untersucht und der Zusammenhang mit dem veränderten Wasseraufkommen außer Acht gelassen. Verstärkt wird dies durch den trockenheitsbedingten, also klimaabhängigen Grundwasserverlust in den wasserführenden Bodenschichten des Berggebietes. Dies führt zum weiteren Austrocknen der oberen Bodenschicht.

Dieser Effekt zeigt sich bereits heute in einer deutlich geringeren Quellausschüttung. Die Quelle am Weiher hinter dem Maienbrunnen z.B. schüttet nur noch ein Drittel der früher gemessenen Wassermenge.

Erläuterung zu 3. Zusätzliche Bebauung wirkt schädigend für den Baumbewuchs in den Kaltluftentstehungsgebieten

Die im Bereich der Frischluftschneisen gelegenen Streuobstanlagen, die für die luftklimatische Situation immer wichtiger werden, sind gefährdet, wenn die Wurzeln durch Schwundrisse im Boden auseinandergerissen werden.

Aufgrund des großen Arbeitsaufwandes werden kaum neue Obstbäume nachgepflanzt. In Trockenjahren wie 2018 wäre höchster Pflegeaufwand nötig gewesen, um Jungbäumen sicheres Aufwachsen zu ermöglichen.

Die Kulturlandschaft verändert sich, mit negativen Folgen für die Luft- und Klimasituation.

Erläuterung zu 4. Das Bauwerk selbst versiegelt Boden an hochgelegener Stelle in erheblichem Umfang

Das Wasserreservoir ist auf einer Fläche von etwa 3000 m² geplant. Es liegt auf einem Höhenplateau, das für die Wasseraufnahme der tiefer gelegenen Bereiche von enormer Wichtigkeit ist. Rechnet man mit einer für Bamberg typischen jährlichen Niederschlagsmenge von ca. 500 mm je Quadratmeter, wird die Versickerung von 1500 m³ Wasser beeinträchtigt.

Wie oben dargestellt, können auch Versickerungsanlagen diesen Verlust nicht ausgleichen, sollte ein Anteil dieser Regenmengen als Starkregen niedergehen. Die unter den Punkten 1 - 3 genannten Beeinträchtigungen werden durch das geplante Reservoir noch mehr verschärft.

Erläuterung zu 5. Das Reservoir soll weitere Bebauung in höheren Lagen möglich machen und verschärft damit die o.g. Problematik

Im Pressebericht wird als Begründung für den Ort des Wasserspeichers angegeben, dass damit der Wasserdruck in den höher gelegenen Wohnlagen erhöht werden könne und der Bau von neuen Häusern in Berglagen ermöglicht würde. Grundsätzlich ist nicht einzusehen, weshalb für einzelne hochgelegene Wohnlagen die Druckerhöhung nicht lokal auf den betroffenen Grundstücken mit Druckerhöhungspumpen von den Betroffenen selbst vorgenommen und finanziert werden kann.

Weiterhin ist eine Verdichtung der Bebauung im Berggebiet aus den o.g. Gründen, aber auch wegen der verkehrlichen Problematik abzulehnen.

Die geplante Baumaßnahme wird deshalb abgelehnt:

• Sie entspricht nicht den Erfordernissen der Nachhaltigkeit.

• Eine einseitige Berufung auf finanzielle Vorteile greift zu kurz.

• Alternativen wurden nicht ausreichend geprüft.

Angesichts der besonderen Lage des Ortes, seiner landschaftlichen Qualität und der damit verbundenen Bedeutung als Erholungsort erscheint die Abwicklung ohne Beteiligung von Trägern öffentlicher Belange und ohne den Einbezug einer breiten Bürgerschaft als unangemessen, wenn auch nicht ungewöhnlich.